Die Rückkehr der Innereien in die moderne Ernährung
In den letzten Jahren hat sich die Bedeutung einer eiweißreichen Ernährung verstärkt, und die Diskussion über Nahrungsquellen hat sich erweitert. Neben herkömmlichen Fleischstücken finden immer mehr Organfleischarten, auch als „Innereien“ bekannt, Beachtung. Der Verzehr von Innereien ist kein neues Phänomen; in vielen Kulturen wird schon seit Jahrtausenden das gesamte Tier genutzt. „Aufgrund des hohen Aufwands beim Jagen von Tieren war es unvernünftig, essbare Teile wegzuwerfen“, erklärt der Notarzt Dr. Jonathan Reisman. Doch im 20. Jahrhundert setzte in den USA ein Rückgang des Konsums von Innereien ein, als die Verfügbarkeit von Rinderfilet und ähnlichen Teilen zunahm und die Menschen begannen, sich auf das „normale“ Fleisch zu konzentrieren.
Der Trend hat nun durch soziale Medien, insbesondere TikTok, eine Renaissance erlebt. Kurzvideo-Plattformen zeigen Benutzer, die Innereien verzehren, und das nicht ohne Grund. Laut Yasi Ansari, RDN, können Leber, Knochenmark, Herz und Zunge eine nahrhafte Ergänzung der Ernährung sein, oft sogar wertvoller als traditionelle Fleischteile. Sie betont jedoch, dass auch moderater Konsum wichtig ist, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu vermeiden, die mit dem Verzehr von Innereien verbunden sein können.
Innereien sind bekannt für ihren hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2022 bestätigen die hohe Mikronährstoffdichte von Leber, Nieren und Herz. Zu den wichtigsten Nährstoffen zählen Vitamin A, das die Sehkraft und das Immunsystem unterstützt, sowie Vitamin B12, das für den Eiweißstoffwechsel und die DNA-Synthese entscheidend ist. Auch wichtige Mineralien wie Eisen, Zink und Selen finden sich in hohem Maße in Innereien. Besonders Leber hat sich als hervorragende Eisenquelle etabliert und spielt eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung von Eisenmangelanämie, einer häufigen Mangelernährung, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter.
Trotz ihrer Vorteile gibt es auch Risiken beim Verzehr von Innereien. Einige Sorten enthalten höhere Fett- und Cholesteringe als andere Fleischstücke, was für Personen mit bestehenden Gesundheitsproblemen problematisch sein kann. Außerdem gibt es Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Innereien und Erkrankungen wie nicht-alkoholischer Fettleber und bestimmten Krebsarten, obwohl die Forschung zu diesen Themen noch nicht schlüssig ist. Zudem kann übermäßiger Konsum von Fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere bei schwangeren Frauen.
Konsumenten sollten sich auch der Sicherheitsaspekte bewusst sein, da die Angst vor Kontaminationen wie bei der Rinderwahnsinnkrankheit in der Vergangenheit diskutiert wurde. Allerdings wird das Risiko einer Infektion heute als sehr gering eingeschätzt. Fachleute empfehlen, beim Kauf und der Zubereitung von Innereien auf Qualität und Hygiene zu achten, um Kontaminationsrisiken zu minimieren. Generell sind Innereien nicht unbedingt notwendig für die Gesundheit, bieten jedoch eine schmackhafte Möglichkeit, die Ernährung zu bereichern und verschiedene Nährstoffe aufzunehmen.
Schließlich ist es wichtig, dass jeder selbst entscheidet, ob und in welchem Umfang er Innereien konsumieren möchte. Schwangere, Menschen mit Gicht oder Eisenüberladung sollten vorsichtig sein und im Zweifel Rücksprache mit einem Arzt halten. Der Einstieg in den Verzehr von Innereien könnte durch das Experimentieren mit verschiedenen Zubereitungsarten erfolgen – von Gewürzen über das Zubereiten in Chili bis zur Integration in gewohnte Speisen. Innereien können eine köstliche und nahrhafte Ergänzung darstellen, die, korrekt zubereitet, nicht nur gesund, sondern auch schmackhaft sein kann.