In der Welt der Schönheitskorrekturen und sozialen Medien verlieren Menschen zunehmend den Blick für ihr eigenes Selbst. Der Begriff „Wahrnehmungsdrift“ beschreibt den Verlust der Selbstwahrnehmung, der durch immer mehr ästhetische Eingriffe entstehen kann. Die Forscherin Dr. Olivia Remes erklärt, dass man oft vergisst, wie man am Anfang aussah und in einen Teufelskreis geraten kann, bei dem man immer neue „Mängel“ korrigieren möchte. Auch die Ärztin Dr. Maryam Zamani hat festgestellt, dass viele Patienten in diesem Strudel gefangen sind und unrealistische Erwartungen haben, was zu Absagen von Behandlungen führt.
Nicht nur ästhetische Eingriffe spielen eine Rolle, sondern auch die Art und Weise, wie wir uns online präsentieren. Viele Menschen sind so daran gewöhnt, sich selbst in einem bestimmten Licht zu zeigen, dass sie überrascht sind, wenn sie unvorbereitet fotografiert werden. Dieses gestellte Bild von sich selbst kann zu Selbstzweifeln führen, vor allem wenn man sein Spiegelbild auf Zoom sieht und sich fragt, ob man wirklich so aussieht und was man tun kann, um es zu „korrigieren“.
Die Autorin hinterfragt, warum sie überhaupt all diese Veränderungen vorgenommen hat. War es, um hübscher auszusehen oder weil es einfach zum Standard geworden ist? Sie wollte eigentlich nur an ihrem Hochzeitstag wie sie selbst aussehen, jedoch verbessert. Aber ab wann führt die Verbesserung des Äußeren dazu, dass das eigentliche Selbst verloren geht? In einer Welt, die von Perfektion besessen ist, drohen wir uns selbst aus den Augen zu verlieren.
Dr. Olivia Remes mahnt davor, dass immer mehr ästhetische Korrekturen zu einem weitreichenden Verlust der Selbstwahrnehmung führen können. Man verliert die Kontrolle über das eigene Bild und vergisst, wie man eigentlich einmal aussah. Aufgrund dieser Beobachtungen hat Dr. Maryam Zamani beschlossen, manche Patienten abzuweisen, da sie unrealistische Vorstellungen haben und zu viel wollen. Sie vertritt die Philosophie, dass weniger manchmal mehr ist und setzt auf realistische Ergebnisse.
Das Problem geht jedoch über ästhetische Eingriffe hinaus und betrifft auch die Art und Weise, wie wir uns online präsentieren. Oft sind wir so daran gewöhnt, ein bestimmtes Bild von uns zu zeigen, dass es uns verstört, wenn wir uns plötzlich anders sehen. Die Autorin beschreibt, wie sie sich an einen bestimmten Blickwinkel, Licht und Pose gewöhnt hat, der sie immer schöner erscheinen lässt. Wenn dieses Bild auf einmal erschüttert wird, entstehen Selbstzweifel und der Drang, sich zu „korrigieren“.