The White Lotus, eine beliebte Serie, scheint sich selbst zu kannibalisieren, ohne Rücksicht auf einen Leichnam im See oder einen Überfall auf den Hotel-Geschenkeladen von Koh Samui. Die Satire der Serie über die Marotten, Zweifel und Abenteuer der oberen 1% Amerikas, die in entlegene Orte auf der ganzen Welt fliehen, um ihren Problemen zu entkommen und mit der Fragilität ihrer eigenen Egos konfrontiert zu werden, war ein Hit, der 10 Millionen Zuschauer pro Folge anzog. Doch die dritte Staffel der Serie scheint etwas von ihrem früheren Glanz verloren zu haben. Die Geschichte von Inzest, Geldwäsche und Sexsucht hat statistisch gut abgeschnitten, aber das Publikum bleibt unzufrieden und fragt sich warum.
Vielleicht wurde die Serie durch ihren eigenen Erfolg aus der Bahn geworfen. Diese Staffel fehlt Geschwindigkeit, Spezifität und Spannung. Die gleiche Gruppe wilder, egomanischer Amerikaner ist da, aber ohne die gleiche Wirkung wie in den vorherigen Staffeln. Es fühlt sich nicht mehr wie Satire an, sondern wie eine Sitcom mit wiederholter Struktur. Der Schöpfer der Serie, Mike White, wurde stark von Reality-TV inspiriert, was die Enge der Serie erklären könnte. Doch wie bei allen Reality-Shows scheint auch „The White Lotus“ dazu verdammt zu sein, irgendwann auseinanderzufallen. Die wachsende Präsenz der Serie in der Öffentlichkeit, durch Kooperationen mit bekannten Marken, könnte dazu beigetragen haben, dass die Serie selbst in den Hintergrund gedrängt wurde.
Das Herzstück der Serie, das einstige Magie ausgleichende Licht und Schatten, scheint verloren gegangen zu sein. Die dunkleren Handlungsstränge der dritten Staffel fehlen dieses Gleichgewicht und machen die Serie schwerfällig. Es gibt drei Freunde, die einander hassen, eine Familie im Streit um Selbstwichtigkeit, und Paare, die so unpassend scheinen, dass es schwer zu glauben ist, dass sie einander lieben. Während White ein begnadeter Satiriker ist, muss er sein Talent nutzen, um der Serie in den zukünftigen Staffeln neues Leben einzuhauchen.